LUNA-Coins quasi wertlos

Kryptomarkt in Aufruhr: Terra-Crash sendet weite Schockwellen

16.05.22 22:37 Uhr

Kryptomarkt in Aufruhr: Terra-Crash sendet weite Schockwellen | finanzen.net

Der Terra-Stablecoin UST kann die anvisierte Parität zum US-Dollar nicht mehr halten. Der an den UST gekoppelte LUNA-Coin ist infolgedessen praktisch wertlos geworden. Die panikartigen Rettungsversuche des hinter Terra stehenden Entwicklungsunternehmens TerraLab verunsichern den gesamten Kryptomarkt.

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• Algorithmischer Stablecoin Terra rutscht zeitweise unter 0,20 US-Dollar
• Terra LUNA-Coins sind praktisch wertlos geworden - 25 Milliarden US-Dollar verbrannt
• Terra-Desaster verschlechtert Krypto-Sentiment

Terra USD (UST), neben Tether und USD Coin eine der meist genutzten Stablecoins der Welt, erlebte in den vergangenen Tagen ein Drama. Zwischenzeitlich wurde die Terra-Blockchain bei Block 7603700 außer Dienst gesetzt, "um Attacken zu verhindern", wie das dahinter stehende Entwicklungsunternehmen "Terraform Labs" twitterte. Die Auswirkungen des Crashs blieben dabei nicht nur auf den UST und den vom gleichen Projekt herausgegebenen Schwester-Coin LUNA beschränkt, sondern betrafen den gesamten Kryptomarkt. Wie kam es zu Terras Kurseinbruch? Und was bedeutet dies für die Zukunft von Stablecoins?

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Terra-Stablecoins fallen zeitweise unter 0,3 US-Dollar

Am 9. Mai mehrten sich die Anzeichen, dass Terra die Parität zum US-Dollar nicht mehr halten kann. Der Terra ging mit einem Wert von 0,88 US-Dollar in den Handel vom 10. Mai - schon ein deutlicher Verlust für einen Stablecoin, der eine stetige Parität von 1:1 zum US-Dollar anstrebt. Doch es kam noch deutlich schlimmer: Derzeit liegt der Kurs des UST bei 0,145 US-Dollar (Stand: 13. Mai 2022). Konkret steckt dahinter eine Hyperinflation: Die Umlaufmenge der LUNA-Coins nahm rasant zu, woraufhin der Preis verfiel, wie "t3n" erklärt. Marktbeobachter sprachen von einem regelrechten "Bank Run": Terra-Investoren versuchten das zu retten, was noch zu retten ist. Die Kryptobörse Binance musste zeitweise den Handel mit UST und LUNA aufgrund von zu hohen ausstehenden Verkaufsanfragen einschränken, wie "CNBC" berichtet.

Der gesamte Kryptomarkt leidet unter diesem Drama, der Bitcoin knickte zeitweise erstmals seit Dezember 2020 unter die 27.000 US-Dollar-Marke ein. Die Kryptowährung LUNA, die ebenfalls vom Terra-Unternehmen gegründet wurde, hat über 99 Prozent verloren und ist inzwischen wertlos: Ein LUNA kostet aktuell nur noch 0,0008837 US-Dollar (Stand: 13. Mai 2022), während man im April 2021 zeitweise noch über 115 US-Dollar zahlen musste. Somit löste sich ein Vermögen von etwa 25 Milliarden US-Dollar - laut "Coinmarketcap" die Marktkapitalisierung der Terra-Coins LUNA unmittelbar vor dem Beginn des Abverkaufs am 7. Mai - in Luft auf. Hinzu kommen die knapp 19 Millionen US-Dollar, die der UST zuvor wert war.

Wie funktioniert der Terra-Stablecoin - in der Theorie?

Anders als die beiden bekanntesten Stablecoins der Welt, Tether und USD Coin, verfügt Terra über keine Finanzreserven, die den Token decken. Vielmehr verwendet Terra zur Kursnachbildung einen Algorithmus, das vom Entwicklungsunternehmen Terraform Labs verwaltet wird. Terraform Labs wurde 2018 von Do Kwon in Singapur gegründet. Der Preis soll konstant bleiben, indem mittels An- und Verkauf von UST und Luna das Angebot zum US-Dollar je nach Zeitpunkt verknappt beziehungsweise ausgeweitet wird. Hinter Terra stehen also keine realen Dollar, sondern Kryptowährungen - im Fall von dem UST ist dies der LUNA. Ein UST hat folglich immer den Gegenwert eines Dollars in LUNA. Die Besitzer können stets im Sinne eines Arbitragegeschäfts zu einem fixen Wechselkurs Stablecoins im Wert von einem Dollar verbrennen ("burnen") und LUNA im gleichen Wert erschaffen ("minen"), wie "Capital" erläutert. So kann beispielsweise das Angebot an UST-Tokens verknappt werden, was einen Preisauftrieb verursacht und die Parität zum US-Dollar aufrechterhält.

Terra hing vom Vertrauen der Anleger ab - dieses ist nun abhanden gekommen

So zumindest in der Theorie - in der Praxis allerdings haben über Algorithmen funktionierende Stablecoins große Defizite, wie das Terra-Desaster unterstreicht. "Es ist eine Katastrophe, die aber durchaus zu erwarten war. Kein algorithmischer Stablecoin hat jemals Erfolg gehabt und dies ist keine Ausnahme", ordnet Nic Carter, Mitgründer von "Coin Metrics", die Situation gegenüber "CNBC" ein. Das Problem von Terra liegt Carter zufolge in der fehlenden finanziellen Deckung: "Terra ist nicht garantiert, es ist definitiv nicht durch Reserven gedeckt. Es war nur wirklich nur durch den Glauben in den Herausgeber gestützt." Doch der Terra-Stablecoin hat das Vertrauen der Anleger verloren - und ist damit abgestürzt. Folgerichtig wurde auch der daran gekoppelte LUNA-Coin abgestoßen, ein dramatischer Teufelskreis setzte ein: Die LUNA-Coins konnten nicht mehr die Parität des Terra-Stablecoins ermöglichen, da sie gleichfalls an Wert verloren.

Bitcoin & Co. leiden unter dem Drama um Terra

Die vergeblichen Bemühungen von Terra, den Stablecoin im wahrsten Sinne des Wortes zu stabilisieren, haben schwerwiegende Konsequenzen für den gesamten Krypto-Sektor. Das Terra-Debakel verschlechterte merklich das Krypto-Sentiment. Der Bitcoin rutschte in den vergangenen Tagen heftig ab. Andere große Cyberwährungen wie Ether, Ripple (XRP), Dogecoin oder Cardano knickten ebenfalls merklich ein. Selbst der üblicherweise konstant notierende Stablecoin Tether verlor stellenweise auf 0,95 US-Dollar.

Carter zur Krypto-Krise: "Ich denke, der Markt erwartet hier einige Zwangsverkäufe seitens Terra" - Zwangsverkäufe, die zumindest zum Teil schon geschahen. Laut Informationen von "CNBC" wiesen zahlreiche Analysen auf das inzwischen leere Kryptowallet der "Luna Foundation Group" hin.

Das Terra-Drama kam indes zur Unzeit: Kryptowährungen leiden wie andere riskante Assets besonders unter der galoppierenden Inflation und den damit einhergehenden Leitzinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed. All dies sorgt für einen toxischen Cocktail, der auch die kommenden Tage das Leitthema im Krypto-Bereich bleiben dürfte.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Chinnapong / Shutterstock.com